Vor über 350 Jahren, am 2. Februar 1659, kelterte der Niederländer Jan van Riebeeck den ersten Kapwein – Zeit für einen Rückblick auf die abwechslungsreiche Geschichte alter Weintradition in der Neuen Welt. 1655, knapp vier Jahre, bevor der erste Kapwein gekeltert wurde, pflanzten holländische Siedler auf Anordnung der niederländisch-ostindischen Handelskompanie die ersten Reben am Fuß des Tafelbergs. Der Wein sollte den Seefahrern der Kompanie auf ihren langen Fahrten von Europa nach Ostindien als flüssiger Proviant dienen. Auch wenn der erste Wein Südafrikas von eher zweifelhafter Qualität war – die holländischen Siedler waren Seefahrer und Soldaten und keine Winzer – verzeichnete Jan van Riebeeck, erster Gouverneur von Kapstadt, am 2. Februar 1659 eine euphorische Erfolgsmeldung in seinem Tagebuch: „Heute, Gott sei Dank, ist zum ersten Male Wein aus Kaptrauben gemacht worden, und der frische Most wurde direkt aus dem Fass gekostet“.
Nach den Holländern kamen die Franzosen in die Kapregion und brachten Fachwissen und Erfahrung im Weinbau mit. Zwischen 1688 und 1690 siedelten sich aus Frankreich geflüchtete Hugenotten im Drakenstein-Tal – auch Franschhoek (Ecke der Franzosen) genannt – an und sorgten für den dringend notwendigen Aufschwung der Weinqualität.
Das Weingut „Groot Constantia“ machte Ende des 18. Jahrhunderts den Kapwein in Deutschland und Frankreich bekannt: Der König von Preußen, Napoleon und Bismarck erklärten sich zu Liebhabern der süßen Weine von Constantia und der Poet F. G. Klopstock ließ es sich nicht nehmen, 1795 eine Ode auf den Kapwein zu dichten. 1805 begann mit der zweiten Besetzung des Kaps durch die Briten eine erfolgreiche Ära für die südafrikanischen Winzer: Bis 1861 profitierten sie von den Napoleonischen Kriegen und Englands Kontinentalsperre gegen den Handel mit Frankreich.
Doch Ende des 19. Jahrhunderts wurden die südafrikanischen Weinberge, wie in Europa auch, von der Reblaus befallen. Die Winzer waren gezwungen, Millionen von Weinstöcken durch Rodung und Verbrennen zu vernichten. Erst die Einführung eines reblausresistenten Wurzelstocks aus Amerika brachte die Rettung für den Weinbau der Kapregion.
An der Wende zum 20. Jahrhundert, mit Ausbruch des Burenkriegs, erholte sich die Weinwirtschaft zusehends. In den Kriegsjahren zwischen 1899 und 1902 fanden Wein und Branntwein guten Absatz. Das Kriegsende zog jedoch ein erhebliches Anwachsen der Überschüsse und einen dramatischen Preissturz nach sich. Rettung vor dem Ruin brachte für viele Weinbauern die Gründung der KWV (Kooperatiewe Wijnbouwers Vereniging van Zuid-Afrika, Beperkt) im Jahr 1918. Die Genossenschaft bündelte die Interessen der Erzeuger, stabilisierte die Produktion und setzte Mindestpreise fest.
Der Beginn der Apartheidära 1948 und die daraus resultierenden Handelssanktionen ehemaliger Handelspartner läuteten für Südafrikas Weinbauern eine schwierige Zeit ein. Nur der Exportschlager Lieberstein trotzte den ungünstigen Bedingungen dank aufmerksamkeitsstarker Marketingkampagnen. 1965 avancierte dieser halbtrockene Weißwein sogar zum meistverkauften Markenwein der Welt.
Mit der Freilassung Nelson Mandelas 1990 und dem raschen, friedlichen Übergang zur Demokratie öffnete sich für die südafrikanischen Winzer der internationale Markt. Gleichzeitig begann eine Trendwende im Weinbau: Südafrikanische Winzer setzten vermehrt auf gute Qualität zu vernünftigen Preisen.
Heute blickt das Regenbogenland mit Stolz auf seine moderne und qualitätsbewusste Weinwirtschaft. Die Rebfläche umfasst ca. 102.000 Hektar, 60 % sind mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz sowie Chardonnay und Sauvignon Blanc bestockt. Gleichzeitig entwickelt sich die heimische Spezialität Pinotage zu einem Rotwein von internationalem Format. Immer beliebter werden auch sogenannte „Cape Blends“ mit Pinotage als Cuvéepartner.
Seit 1973 bezeugt das Siegel Wine of Origin den Konsumenten die Echtheitsgarantie südafrikanischer Weine für Traubensorte, Jahrgang und Herkunft. Anhand einer Identifikationsnummer können alle Angaben auf dem Etikett zurückverfolgt werden.
1998 erstellte Südafrika als eine der ersten Weinnationen überhaupt ein nachhaltiges Weinbauprogramm, Integrated Production of Wine (IPW), mit umfassenden Vorgaben zum gesamten Produktionsprozess. Heute wirtschaften über 90 % der Kapwinzer nach den IPW-Richtlinien.
Mit der Gründung der Biodiversity & Wine Initiative setzten die Weinfarmer der Kapregion darüber hinaus seit 2005 neue Maßstäbe im Bereich des Naturschutzes. Bereits 130.366,4 Hektar Anbaufläche wurden von den Winzern zur Erhaltung der vielfältigen Flora und Fauna freiwillig unter Naturschutz gestellt.
Exportrekorde, Vorbildfunktion beim Schutz der Biodiversität und zahlreiche namhafte internationale Auslobungen für die Weinqualitäten – im Jubiläumsjahr 2009 hatten Südafrikas Winzer allen Grund zu feiern.
An der südlichen Spitze des afrikanischen Kontinents, wo sich der Atlantik und der Pazifik treffen, liegt Kapstadt, eine der großen Weinhauptstädte der Welt und das Tor zu den Weinbaugebieten Südafrikas.
Die Tradition und die Geschichte des Weinbaus reichen mehr als 350 Jahre zurück. Südafrikanische Weine verbinden die Eleganz der klassischen Alten Welt mit den zugänglichen, fruchtigen Stilen der Neuen Welt. Weine aus Südafrika bieten eine enorme Vielfalt an interessanten Aromen, die das einzigartige Terroir, die außergewöhnliche Vielfalt der Natur und die faszinierenden Menschen und Kulturen des Kaps zum Ausdruck bringen.
(Quelle: Wine of South Africa – WOSA)
Hier findest du einen Überblick über die verschiedenen Weinanbaugebiete Südafrikas_
Screenshot Maps WOSA